Tee ist ein TrendgetrĂ€nk. Richtig zubereitet ist er ein großer Genuss. Weltweit wird der Teegenuss mit Teezeremonie zelebriert und gehört in vielen LĂ€ndern zu einem gesellschaftlichen Ereignis.

Warum gerade die japanische Teezeremonie die wohl intensivste Art ist, den grĂŒnen Tee zu genießen und wie sie dein Wohlbefinden beeinflusst, erklĂ€rt der Teezeremonie Meister Tyan Sosen. 

Der gebĂŒrtige Belgier lebt in Japan, praktiziert Teezeremonien und fĂŒhrt ein Tee-Unternehmen. In diesem Tea Talk Interview mit Teepapst spricht er auch an, weshalb er den »Weg des Tees« beschreitet – und warum es nicht nur auf den Geschmack ankommt.

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Alles ist Teil der Teezeremonie

Thomas Grömer: Herr Sosen, wie wird ein Belgier in Japan Lehrer Teezeremonie?

Tyas Sosen: Als Teenager lernte ich in Europa Kendo kennen, den japanischen Schwertkampf. Daraufhin wollte ich mehr ĂŒber Japan erfahren, also studierte ich in Kyoto. Dort entschloss ich mich, Teezeremonie zu lernen, weil ich sie als Mikrokosmos der japanischen Kultur erlebe. Eine kompakte Version des Alltags in Japan: Tee, Keramik, Bambuskunst, Kalligrafie, Holzschnittkunst, Blumensteckkunst, Architektur, Gartendesign – alles ist Teil der Teezeremonie.

Thomas Grömer: Aber es gibt ja nicht „die“ Teezeremonie an sich, sondern unterschiedliche Schulen.

Tyas Sosen: Es ist wie bei der Malerei: Du hast immer Leinwand, Farbe, Wasser – aber es gibt viele Wege, damit umzugehen. Alle Teeschulen nutzen die gleichen Utensilien, aber alle nutzen sie in einer anderen Art und Weise.

GrundsÀtzlich lassen sich zwei Strömungen unterscheiden: Der Senke-Stil, bekannt ist vor allem Urasenke. Und der Enshu-Stil, den ich selbst praktiziere.

Thomas Grömer: Haben alle Teeschulen das gleiche Ziel?

Tyas Sosen: Ich bin noch auf der Suche nach der Antwort. Um die jeweilige Schule zu verstehen, mĂŒsste man die Teezeremonie jeweils auch praktizieren. Im Grunde geht es ja nicht um die Zeremonie an sich, sondern um den „Cha Do“ – den Weg des Tees. Es ist ein spirituelles Ritual, eine geistige Übung. Es gibt in Japan viele Diskussionen ĂŒber den Zusammenhang zwischen Zen-Buddhismus und Tee.

Aber als Kobori Enshu, der GrĂŒnder meiner Schule, einmal gefragt wurde, ob die Teezeremonie eine religiöse Praxis sei und wenn ja, welcher Religion, da antwortete: Wenn wir Teezeremonie praktizieren, haben wir Zugriff auf alle drei Wege – auf Buddhismus, Shintoismus und Konfuzianismus.

HochgefĂŒhle nach der Teezeremonie

Thomas Grömer: Die Zeremonie: Raubt oder schenkt sie Ihnen Energie?

Tyas Sosen: Ich gebe keine Energie, sondern kreiere die Energie fĂŒr die Zeremonie. Ich bin als Gastgeber fĂŒr alles verantwortlich, was passiert. Wenn ich Matcha-Tee zubereite, dann gebe ich mein ganzes Wesen in diesen Moment: Ich spĂŒre die Energie der GĂ€ste, was sie machen, und wie es ihnen geht, aber ich urteile nicht. Jeder Gast ist Teil der Teezeremonie, je mehr positive Energie jeder mitbringt, desto mehr kann diese Energie sich vervielfachen.

Thomas Grömer: Und wie fĂŒhlen Sie sich danach?

Tyas Sosen: Ich bin extrem glĂŒcklich, habe HochgefĂŒhle, bin aber mental und physisch richtig erschöpft. Denn ich bin dabei körperlich stĂ€ndig aktiv, gehe hin und her, stehe und sitze immer exakt und gerade. Aber emotional und spirituell ist es unglaublich beglĂŒckend.

Matcha: Usucha & Koicha

Thomas Grömer: Sie trinken Matcha aber nicht nur in der Zeremonie.

Tyas Sosen: Es gibt zwei Arten, Matcha zu trinken: Usucha, der „dĂŒnne“ Tee, ist der Matcha, den man so kennt, schön grĂŒn und schaumig geschlagen. In der Teezeremonie trinkt man hingegen Koicha, das ist Matcha so dickflĂŒssig wie eine Paste.

Usucha trinke ich privat. Aber ich wĂŒrde keinen Koicha außerhalb der Teezeremonie trinken. In der Enshu-Tradition der Zeremonie sagen wir zu Koicha „O-cha“, das japanische Wort fĂŒr Tee. Und zu Usucha sagen wir „O-usu“, das bedeutet: etwas DĂŒnnflĂŒssiges. Wir verwenden fĂŒr den alltĂ€glichen Matcha also nicht einmal das Wort Tee.

Thomas Grömer: Wie wichtig ist der Geschmack?

Tyas Sosen: Er ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. NatĂŒrlich muss Tee „gut“ schmecken. Aber wonach ich suche ist: Ist er bio, natĂŒrlich, ohne Pestizide? Und dann: Mag ich den Produzenten? Wenn der freundlich und sympathisch ist, dann ist auch sein Tee so. Das habe ich bei meinen Besuchen bei den Teebauern gelernt: Du trinkst die Person, die den Tee gemacht hat. Ihren Charakter.

Tyas Sosen
Tyas SosenTeezeremonie Meister, Kampfsportler & Unternehmer
Tyas Sosen ist Teezeremonie-Lehrer der Enshu-Tradition in Kyoto. ZusĂ€tzlich betreibt er einen Online-Shop „The Tea Crane“ fĂŒr authentische, naturbelassene Tees aus Japan mit Matcha, GrĂŒntees, Oolongs und Schwarztees:
The Tea Crane by Tyas Sosen

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30. April 2024|0 Comments

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